„Shared Security“ –
Zusammenleben in einer globalisierten Welt

 

Niemals zuvor war das Schicksal von Menschen so stark miteinander verwoben wie heute, unsere Welt ist spürbar kleiner geworden.  Es drängt sich der Eindruck auf, als gäbe es nur „gemeinsames Leben oder gemeinsamen Tod“, wie es der kürzlich verstorbene Philosoph Zygmunt Bauman ausdrückte. Seien es Finanzkrisen, Hungersnöte oder die Folgen des Klimawandels: Die Bedrohungen unserer Welt bleiben oft nicht mehr regional begrenzt, sondern wirken sich in immer stärkerem Maße auf die gesamte Weltgemeinschaft aus. Darum ist es auch die Weltgemeinschaft, die gemeinsame Antworten auf diese globalen Herausforderungen finden muss.

 

Bis heute dominiert die so genannte klassische Ökonomie die Antworten auf die drängenden Fragen. Sie favorisiert eine weltweite Liberalisierung der Märkte und überlässt die Teilhabe an Wohlstand und Sicherheit jenen unsichtbaren Händen , die die Märkte vermeintlich steuern. Viele Entwicklungen der letzten Jahre legen jedoch nahe, dass die globalisierte Welt neue Konzepte braucht. Konzepte, wie das von den amerikanischen Quäkern entwickelte Konzept der „Shared Security“.

 

„Geteilte Sicherheit“ ist darum eine unzureichende Übersetzung des Begriffs „Shared Security“. Das Konzept geht von der Erkenntnis aus, dass Gewalt immer Gegengewalt erzeugt, und dass es Frieden und Sicherheit nur dann geben kann, wenn alle Menschen daran teilhaben. „Shared Security“ will vor diesem Hintergrund nicht nur den Blick auf die vielfältigen wechselseitigen Abhängigkeiten der Menschen untereinander richten, es geht darüber hinaus auch um einen neuen Ansatz politischen Handelns, der der globalen Realität im 21. Jahrhundert gerecht wird. Im Zentrum steht dabei die Überwindung des Gegensatzes „wir“ vs. „Ihr“ zugunsten einer neuen, postnationalen Ordnung.

 

Dabei ist klar, dass die Umsetzung stark vom jeweiligen Kontext abhängt. Entscheidend ist, ob in lokalen oder globalen Zusammenhängen gearbeitet wird und wo die jeweiligen Brennpunkte liegen. Während es etwa in Afrika häufig um Gewalt im Umfeld von Wahlen geht, sollte in Mittelamerika das Thema Migration im Mittelpunkt stehen, in Deutschland wäre es vielleicht das Verhältnis zwischen Geflüchteten und alteingesessener Bevölkerung, die sich angesichts der Neuankömmlinge mehr oder weniger ausgeprägte Sorgen machen.

 

Es besteht Anlass zur Hoffnung, dass dieser Ansatz einen breiten Konsens zwischen  unterschiedlichen politischen Richtungen  erzielen lassen kann. Konservative wird freuen, dass ihr Ruf nach Sicherheit endlich aufgegriffen und ernstgenommen wird. Das „Teilen“ hingegen ist nicht nur ein traditionell linkes Anliegen, auch in den großen Weltreligionen wird dieser Tugend schon immer ein hoher Wert zugesprochen, nicht erst seit dem heiligen Martin.

 

„Shared Security“ setzt effektive lokale, nationale und internationale Kooperation an die Stelle nationaler Souveränität. Oberstes Ziel ist stets, Frieden und Sicherheit für Menschen zu schaffen, und zwar mit nachhaltigen Mitteln und Methoden. Es handelt sich um einen inklusiven Ansatz, der alle Betroffenen auf den jeweiligen Ebenen nicht nur einbezieht, sondern sie als demokratische Akteure in Verantwortung nimmt. In der amerikanischen Zeitschrift „Democracy“ wurde „shared security“ unlängst als „Gesellschaftsvertrag des 21. Jahrhunderts“ bezeichnet – und um nichts weniger geht es in der Tat: Um einen Hoffnungsschimmer am Horizont in einer Zeit, die vielen Menschen hoffnungslos erscheint.

 

Weitere Informationen:

Download der QHS-Broschüre als PDF (2,6 MB)

 

https://sharedsecurity.wordpress.com/ – Ein Blog des American Friends Service Committee und des Friends Committee on National Legislation

 

https://www.afsc.org/key-issues/issue/peace-policy-advocacy – Offizielle Seiten des AFSC zum Thema