FATRA (Frankfurter Arbeitskreis Trauma und Exil)

In Frankfurt/Main engagiert sich der gemeinnützige Verein FATRA  e.V. (Frankfurter Arbeitskreis Trauma und Exil), der von Quäkern unterstützt wird, in der Menschenrechtsarbeit und der psychotherapeutischen Beratung von Flüchtlingen und Folteropfern.

 

Flüchtlinge vieler Nationalitäten finden bei FATRA psychotherapeutische Beratung, Unterstützung in Krisensituationen und – wenn notwendig – Hilfe bei der Suche nach Behandlungsmöglichkeiten. Gleichzeitig unterstützt die Beratungsstelle Dialoge mit Behörden und politischen Entscheidungsträgern, bietet viele Kommunikationsangebote an die Professionellen im Gesundheitswesen an und unterstützt diese in ihrem Engagement für Flüchtlinge. Längerfristige Therapien, die früher in der Beratungsstelle selbst geleistet wurden, sind jetzt im Rahmen eines dezentralen Behandlungsnetzwerkes möglich, das die Beratungsstelle aufgebaut hat und koordiniert.

 

Darüber hinaus ist der Verein, in Kooperation mit anderen Organisationen und vielen ehrenamtlichen Flüchtlingshelferinnen und -helfern, aktiv in der Menschenrechtsarbeit und kritischen Öffentlichkeitsarbeit für die Belange von Flüchtlingen.

 

Link zu FATRA: http://www.fatra-ev.de/

„Wer seine Seele nicht zeigt, den kann man nicht erkennen“

Die Psychologin Jenny Schellberg erzählt die Geschichte von Ismails (2015):

 

„Als Psychologin in der psychosozialen Beratung von Flüchtlingen und Gewaltopfern werde ich täglich mit dem Leid von Menschen konfrontiert, die unter schrecklichen Umständen ihre Heimat und Familie verlassen mussten. Doch die Geschichte von Ismail hat mich ganz besonders berührt.

 

Als Ismail vor 18 Monaten zu uns kam, hatte er sein Vertrauen in die Menschen verloren. Der junge Mann konnte kaum verkraften, was er erlebt hatte. Er litt unter schweren Alpträumen. Immer wieder quälten ihn die Bilder von Verfolgung, Ermordung, Ertrinken. Nachts wachte er mit Todesangst auf, tagsüber peinigten ihn seine Erinnerungen. Ismail war verzweifelt, ängstlich und bedrückt.

 

Ismail ist 23 Jahre alt und kommt aus Somalia. Seine Familie gehörte einer ethnischen Minderheit an. Aufgewachsen in sehr ärmlichen Verhältnissen, lernte er früh Hunger und Ausgrenzung kennen. Eine seiner Schwestern wurde verschleppt und vergewaltigt. Aus Scham zündete sie sich selbst an. Sein Vater, ein liberaler Islamgelehrter, wurde von der islamistischen Miliz hingerichtet. Fortan musste Ismail als ältester Sohn das Überleben der Familie sichern. Er führte ausländische Filme vor. Doch das war den radikalen Islamisten ein Dorn im Auge. Sie nahmen ihn fest, inhaftierten, misshandelten und folterten ihn.

 

Ismail gelang die Flucht. Doch was hoffnungsvoll begann, entwickelte sich zu einer mehr-jährigen Odyssee durch Äthiopien, den Sudan und Libyen. Von dort sollte ihn ein kleines Boot nach Italien bringen. Kurz vor der Küste drohte das Boot zu sinken. Als Nichtschwimmer erlebte Ismail viele Stunden Todesangst. Endlich wurde er von der Küstenwache gerettet. In Italien aber erfuhr er keinerlei Schutz, lebte ohne Obdach auf der Straße, ernährte sich von Essensresten aus Mülleimern. Am Ende seiner Kräfte und seines Mutes, kämpfte Ismail weiter und floh nach Deutschland.

 

Im Sommer 2013 kam Ismail in unsere Beratungsstelle und wurde in enger Zusammenarbeit mit einem Psychiater betreut. Er konnte seine traumatischen Erlebnisse bearbeiten und erhielt Hilfe und Unterstützung in juristischen Fragen sowie Angelegenheiten des täglichen Lebens. Ismail hat sich so weit stabilisiert, dass er wieder lernen und in die Zukunft schauen kann. Er lernt Deutsch und knüpft daran die Hoffnung, sich in Deutschland eine Existenz aufbauen zu können. Er ist auf dem besten Weg dazu, sich zu öffnen und den Menschen wieder zu vertrauen. Das Sprechen über seine Erlebnisse fällt ihm noch schwer, aber er wünscht sich, dass ich ihm zuhöre und ihn verstehe. Ein somalisches Sprichwort fällt ihm ein: „Wer seine Seele nicht zeigt, den kann man nicht erkennen“.

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